Kürzlich hatte ich das Vergnügen, mit einigen CEOs aus meiner CEO Peer Gruppe an einer exklusive Leadership Konferenz zum Thema «Leading the Next Generation» in CH teilzunehmen. Wie der Titel schon erkennen lässt, ging es hauptsächlich um den Umgang mit der Generation Z (Jahrgang 1995 bis 2010) in allen Facetten. Die Vortragenden waren allesamt hervorragend, eine bunte Mischung aus Gen X, Y und Z. Und ja, es gab viele Anregungen und auch plausible Erklärungen, warum wir uns als Unternehmer jetzt um die Talente der Gen Z kümmern müssen, und wie wir sie nicht nur bestmöglich ansprechen, sondern auch von unserem Unternehmen überzeugen und langfristig binden! Allerdings hatte ich danach einige Fragezeichen, wieviel Sinn das ganze Getue um Gen Z macht, wie sehr wir uns verbiegen müssen/sollen/dürfen und wer dabei auf der Strecke bleibt. Aber der Reihe nach.
Die Gen Z betritt langsam, aber sicher die Arbeitswelt. Mit ihrer einzigartigen Perspektive und ihrem technologischen Know-how bringen sie frischen Wind in Unternehmen. Doch sie stellen Arbeitgeber auch vor neue Herausforderungen. Einige Kritiker behaupten, dass die Gen Z den bestehenden Fachkräftemangel ausnutzt und überzogene Erwartungen an ihre Arbeitgeber stellt, ohne sich beruflich bereits jemals bewiesen zu haben. Aber es gibt wie immer nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern mind. 265 Graustufen dazwischen. Wie in jeder Generation gibt es diejenigen, die unrealistische Ansprüche stellen. Aber auf der anderen Seite sind auch viele junge Menschen der Gen Z hoch motiviert, lernbereit und können hart arbeiten. Es ist an den Arbeitgebern, diese Talente zu erkennen und zu fördern, anstatt voreilige Schlüsse zu ziehen.
Als Digital Natives, aufgewachsen mit Smartphones, sozialen Medien und einer ständigen Vernetzung, haben sie ein intuitives Verständnis für digitale Tools und Technologien.
Aber bitte, machen Sie sich nicht zum Affen, wenn es um Ihre und die Attraktivität Ihres Unternehmens für die Gen Z geht. Bleiben Sie als CEO und als Unternehmen authentisch. Keinem ist dabei geholfen, wenn Sie als hipper Möchtegern-IT-Nerd auf TikTok mitten im Amazonasdschungel, umgeben von kriechendem Getier, am iPad arbeiten oder Sie auf Insta bei den HipHop Open in Stuttgart in der ersten Reihe abgehen wie „ne Wildsau auf Drogen“, die Sie nicht sind. Auch das ganze Büro in grellen LGBT Farbe zu streichen, ist nicht zwingend der Weisheit letzter Schluss. Lassen Sie es bleiben, wenn Sie es nicht sind, es ist nicht authentisch. Es besteht nicht nur die Gefahr, dass Sie bei der Gen Z unglaubwürdig sind, sondern viel mehr, dass Ihre bestehenden, loyalen Mitarbeiter an Ihnen und damit an Ihrem eigenen Verbleib im Unternehmen zweifeln. Denn diese Gefahr vergessen heutzutage viele Unternehmer, in Ihrem Bemühen um die Gen Z!
Einer aktuellen Studie von NEWWORK SE (XING) zu Folge, ist jeder Fünfte über 50 bereit den Job zu wechseln. Gerade die Älteren am Arbeitsmarkt wünschen sich deutlich häufiger einen sinnerfüllenden Job (64 Prozent) als jüngere Generationen (18-29 Jahre: 58 Prozent, 30-49 Jahre: 55 Prozent). Sie legen zudem mit 26 Prozent mehr Wert auf ein nachhaltiges Handeln des Unternehmens als die Jüngeren (18-29 Jahre: 18 Prozent, 30-49 Jahre: 21 Prozent). Damit ist eine der größten Mythen am Arbeitsmarkt widerlegt, wonach die Jüngeren stärker nach Purpose im Job suchen. Link zur Studie: https://bit.ly/43XRTse
„Die Bedürfnisse der erfahrensten Generationen auf dem Arbeitsmarkt werden oft zugunsten der Jüngeren übersehen – und das, obwohl sie oft noch zehn bis fünfzehn Jahre im Berufsleben stehen und ein Gewinn für eine altersdiverse Unternehmenskultur sind“, unterstreicht Petra von Strombeck, CEO von New Work SE. „Viele sind hoch qualifiziert, engagiert und loyal – und es wird Zeit, dass sie von ihren Arbeitgebern die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.“
Konsens besteht darin, dass die Älteren als Mentoren für die Generation Z fungieren und ihnen helfen, sich im Berufsleben weiterzuentwickeln. Gleichzeitig bieten die jungen Mitarbeiter der Gen Z den älteren Kollegen neue Perspektiven und innovative Denkweisen. Für Top Teams wird es also zukünftig nicht darum gehen, dass der eine dem anderen die Welt erklärt, sondern dass man die „neue“ Welt gemeinsam entdeckt! Die Millennials der Gen Y, können hierbei als Translator fungieren, denn sie teilen bereits viele gemeinsame Merkmale mit der Gen Z. Beide Generationen sind digital affin, wertorientiert und legen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance.
Wichtig ist immer sich zu vergegenwärtigen, dass Generationskonflikte so alt sind wie die Menschheit. Auch meine Eltern attestieren mir zu faul zu sein, zu viel Zeit vor dem Fernseher zu verbringen, nur mein Vergnügen im Sinn zu haben, viel zu wenig für die Schule zu lernen und überhaupt kein Interesse an Arbeit zu haben. Und ich bin überzeugt, es gibt keinen Leser dieses Newsletters, der nicht gerade eine ähnliche Erinnerung hat 😉
Bleiben Sie sich treu, denn Sie sind der kulturelle Anführer Ihres Unternehmens. Bleiben Sie authentisch, verstehen Sie Ihr Warum und den Purpose Ihres Unternehmens. Investieren Sie in die Unternehmenskultur. In eine zielgerichtete, leistungsstarke Kultur, deren Werte mit der Belegschaft im Einklang stehen. Vor allem für KMUs gilt, sich durch die Unternhemenskultur einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen und sich von der Konkurrenz abzuheben. Ist diese Basisarbeit getan, wissen Sie auch wer zu Ihnen und Ihrem Unternehmer passt! Unabhängig von den Generationen (es geht ja nicht darum eine Gen Z Quote zu erfüllen), werden Sie so automatisch die richtigen Arbeitskräfte anziehen und auch langfristig halten. Mitarbeiter, die gemeinsam mit ihrem Team Ihr Unternehmen auf das nächste Level bringen wird. Denn beide Seiten wissen und verstehen durch eine stabile Unternehmenskultur, wer zu wem passt.