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Arbeiten Sie bei einem miserablen Arbeitgeber?

Ralph Horner

Arbeiten Sie bei einem miserablen Arbeitgeber?


Folgende Frage an meine CEO Peer Gruppe war der Ausgangspunkt unserer Diskussion:

Wie viele Eurer Mitarbeiter würden auf die Frage „Mögen Sie Ihren Job“ oder „gehen Sie gerne zur Arbeit“ mit einem ehrlichen „JA“ antworten?

Die Antworten fallen selbstredend unter die Geheimhaltung 😉, aber die Tendenz war klar 😦 und die Frage bleibt, worin liegt diese mangelnde Motivation begründet 😟? 


Tim Gouw /pexels


Es ist eigentlich eine Tragödie, die trotz des derzeitigen Arbeitnehmermarktes noch immer sehr weit verbreitet ist. Jeden Tag leiden unzählige Menschen, weil sie in miserablen Jobs arbeiten, die sie frustrieren und unglücklich machen und ihr Selbstvertrauen und ihre Leidenschaft untergraben. Das kann zu Depressionen, Süchten und sogar Gewalt am Arbeitsplatz und zu Hause führen. Und auch die Auswirkungen auf Unternehmen sind enorm, denn sie wirken sich direkt auf die Produktivität, Moral und Fluktuation aus - und das alles wirkt sich auf das Endergebnis aus. Aber woran erkenne ich die Probleme und welche geeigneten Maßnahmen kann ich ergreifen, um gegenzusteuern?


Patrick Lencioni hat in seinem Buch "the 3 signs of a miserable job" drei einfache Thesen aufgestellt, die aus seiner Sicht die Anzeichen für einen miserablen Job sind:


Anonymität, Irrelevanz und Nichtmessbarkeit.

 

Die Ursachen eines miserablen Jobs:


Anonymität

Menschen können sich in ihrer Arbeit nicht verwirklichen, wenn sie bei ihren Vorgesetzten nicht bekannt sind. Jeder Mensch hat das Bedürfnis, verstanden zu werden und von einer Autoritätsperson geschätzt werden. Menschen, die sich selbst als unsichtbar oder generisch sehen, werden ihre Arbeit nicht lieben.


Irrelevanz

Jeder Mensch muss wissen, dass seine Arbeit für jemanden von Bedeutung ist und einen Sinn hat. Ohne die Verbindung zwischen der Arbeit und der Zufriedenheit einer anderen Person oder einer Gruppe von Menschen zu sehen, wird ein Mitarbeiter einfach keine dauerhafte Erfüllung finden.


Nichtmessbarkeit

Die Arbeitnehmer müssen in der Lage sein, ihre Fortschritte und ihren Beitrag selbst zu beurteilen. Sie werden sich in ihrer Arbeit nicht wohlfühlen, wenn der Erfolg von den Launen oder subjektiven Einschätzung eines Vorgesetzten abhängt. Ohne ein greifbares, objektives Mittel zur selbstständigen Bewertung von Erfolg oder Misserfolg lässt die Motivation schließlich nach. Die Mitarbeiter verlieren den Glauben daran, ihr eigenes, berufliches Schicksal zu kontrollieren.


Wie kann man als People Manager gegensteuern?


Anonymität

Menschen wollen als Menschen geführt werden, nicht als bloße Arbeiter. Nehmen Sie sich die Zeit, sich mit ihnen zusammenzusetzen und sie besser kennenzulernen. Es darf jedoch nicht aufgesetzt wirken, es muss ein echtes Interesse an der Person sein. Und das ist keine einmalige Sache, die Sie auf Ihrer To-Do-Liste abhaken können.


Irrelevanz

Menschen brauchen das Gefühl, gebraucht zu werden. Sie müssen wissen, dass sie anderen helfen, dass Sie ein wichtiger Teil des Ganzen sind und nicht nur sich selbst überlassen und jederzeit substituierbar sind. Und das gilt für alle Arbeitsschichten, egal ob der einfache Angestellte oder die C-Level Managerin.

Die erste Frage lautet: Wer braucht mich?

Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, es ist zumeist ihr Chef. Denn ohne ein funktionierendes, motiviertes Team wird er oder sie scheitern. Das klingt für die Vorgesetzten erstmal selbstsüchtig und wird deshalb oftmals heruntergespielt. Aber People Manager müssen akzeptieren, dass sie von Ihren Mitarbeitern abhängig sind und sollten diesen bedeutenden Einfluss auch zugeben, kommunizieren und entsprechend honorieren.

Die zweite Frage lautet: Wie helfe ich?

Die Antwort auf diese Frage ist sehr individuell und für den Mitarbeiter zumeist nicht offensichtlich, da sie oftmals die größeren Zusammenhänge im Unternehmen auch nicht kennen oder verstehen. Es ist die Aufgabe des Managers seinen Mitarbeitern zu zeigen, wie und warum ihre Arbeit für Kunden, für das Unternehmen, für die Kollegen und auch für den Vorgesetzen selbst sehr wichtig ist.


Nichtmessbarkeit

Nichtmessbarkeit beschreibt im Wesentlichen das Fehlen eines eindeutigen, objektiven Maßstabs zur Bewertung des Fortschritts und Erfolgs des Mitarbeiters bei seiner Arbeit. Nichts ist schlimmer als das Gefühl der Abhängigkeit von der subjektiven Einschätzung des Vorgesetzten. Aber auch die Abhängigkeit von Makrozielen, die der Mitarbeiter nicht direkt beeinflussen kann, drückt die Arbeitsmoral und sie verlieren die Motivation Spitzenleistung zu erbringen. Der Schlüssel liegt in der Ermittlung der Bereiche, die ein Mitarbeiter direkt beeinflussen kann und deren Verbesserung für ihn auch messbar ist. Das ist übrigens auch ein Grund, warum viele Vertriebsmitarbeiter Spaß an ihrer Arbeit haben (oder eben nicht bei Misserfolg), am Ende des Tages kennt ein Verkäufer das Ergebnis und fühlt sich dafür verantwortlich.


Konkrete Maßnahmen, wenn Sie eine Führungskraft sind...

Anonymität: Kenne ich meine Mitarbeiter wirklich? Ihre Interessen? Wie sie ihre Freizeit verbringen?

Irrelevanz: Wissen sie, auf wen sich ihre Arbeit auswirkt, und wie?

Messbarkeit: Wissen sie, wie sie ihren eigenen Fortschritt oder Erfolg einschätzen können?

Fazit: Entwickeln Sie einen Umsetzungsplan für sich und zeigen Sie Interesse an Menschen!

Konkrete Maßnahmen, wenn Sie Angestellter oder Arbeitssuchender sind...

Sprechen Sie offen mit Ihrem Chef (oder dem zukünftigen Chef) über die drei Anzeichen und Ihren Wunsch, diese zu vermeiden. Die meisten Manager wollen gute Manager sein, da deren Erfolg ja auch direkt von der Leistung der Mitarbeiter im Team abhängt. Fragen Sie ihn, ob er Interesse an Menschen hat, welche Auswirkung die Stelle auf die Organisation hat und wie sie gemessen wird.

Fazit: Scheuen Sie sich nicht die Dinge offen anzusprechen, oder Sie leiden unter einer falschen Jobwahl.

Wie ist Ihre Erfahrung als Arbeitgeber oder Arbeitnehmer? Haben Sie schon einmal in Ihrem Unternehmen die Anzeichen für einen miserablen Jobs wahrgenommen? Oder sehen Sie weitere Indizien? Ich freue mich auf Kommentare und Diskussionen. Und wenn Sie solche und ähnliche Themen einmal in einem vertraulichen Kreis mit anderen CEOs und Unternehmer/-innen diskutieren wollen, dann melden Sie sich gerne bei mir.


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